Eine der kniffligsten Prüfungsfragen in der Gestalt ist: Beschreibe einem außenstehenden interessierten Menschen, was Gestalt ist und was sie bewirkt in verständlicher Art und Weise.
Was sie bewirkt, geht ja noch recht einfach. Im besten Falle führt sie zu einer verbesserten Lebensqualität und erhöhten Lebensfreude und Zufriedenheit. Zu einer stabilen Verbindung mit sich selbst und zu einer verbesserten Beziehung mit der Umwelt und anderen Menschen.
Aber...der Begriff Gestalt. Ja, der ist dann etwas kniffliger. Oft wird der Begriff Gestalt mit Gestaltung und Kunst-Therapie gleichgesetzt. Da ist der Begriff irreführend. Wobei, Gestalt kann, muss aber keine Kreativtechniken enthalten.
Aber…was bedeutet dieser Begriff, wo kommt er her und was erwartet mich in einer Einzelbegleitung?
Die Gestalttherapie ist eine Form der Psychotherapie, die sich auf deine Erfahrungen und deine Wahrnehmung konzentriert. In der Therapie geht es darum, wie du deine Umwelt erlebst und wie du mit deinen Gedanken, Gefühlen und Handlungen umgehst. Du bist dabei aktiv in den Therapieprozess eingebunden und dein*e Therapeut*in unterstützt dich dabei, dich selbst besser zu verstehen. Was die Gestalttherapie so besonders macht, ist ihre ganzheitliche Herangehensweise. Sie betrachtet dich als eine Einheit aus Körper, Geist und Seele und integriert diese Aspekte in die Therapie. Durch experimentelle Methoden wie Gestaltung, Bewegung, Anteils Arbeit, Körpersprache und Rollenspiele werden auch unbewusste Aspekte deines Selbst erforscht und ins Bewusstsein gebracht.
Der/die Therapeut*in in der Gestalttherapie fungiert nicht als Lehrer*in oder Ratgeber*in, sondern als Begleiter*in, der/die dir dabei hilft, deine eigenen Ressourcen und Lösungen zu finden. Es geht also darum, dich in deiner Selbstentwicklung zu unterstützen und dich auf deinem Weg zu begleiten.
Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass die Gestalttherapie mir geholfen hat, mich selbst besser kennenzulernen und meine Beziehungen zu anderen Menschen zu verbessern. Wenn du also bereit bist, dich auf eine intensive Selbsterfahrung einzulassen und dich dabei von eine*r erfahrenen Therapeut*in unterstützen zu lassen, kann ich dir die Gestalttherapie wärmstens empfehlen.

Wie entstand die Gestalt-Therapie und was hat ihre Entwicklung beeinflusst und wo liegen ihre Wurzeln?
Fritz Perls hatte in den 1920er Jahren eine psychoanalytische Ausbildung in Berlin absolviert und war zunächst ein enger Anhänger von Sigmund Freud und der Psychoanalyse. Allerdings begann Perls bald, sich von der psychoanalytischen Theorie zu distanzieren und suchte nach Alternativen, die ihm besser geeignet erschienen, um seinen Klienten zu helfen.
Perls störte sich vor allem an der passiven Rolle des/der Klienten*in in der Psychoanalyse, der/die oft dazu angehalten wurde, einfach nur zuzuhören und seine/ihre Assoziationen zu äußern, während der/die Therapeut*in eine aktive Rolle als Interpret*in und Deuter*in einnahm. Perls empfand diese Herangehensweise als zu theoretisch und distanziert von der tatsächlichen Erfahrung des/der Klient*in.
Perls begann sich für die Gestaltpsychologie zu interessieren, die eine ganzheitliche Betrachtung der menschlichen Erfahrung betont und sich auf das Hier und Jetzt konzentriert. In der Gestaltpsychologie fand Perls eine alternative Perspektive auf die menschliche Erfahrung, die ihm geeignet erschien, um seinen Klienten zu helfen, ihre Probleme zu lösen und ihre Potenziale zu entfalten. Schließlich brach Perls mit Freud und der Psychoanalyse und begann, seine eigene Methode der Psychotherapie zu entwickeln, die er später als Gestalttherapie bezeichnete. In der Gestalttherapie standen die Erfahrung des Hier und Jetzt, die Betonung der Beziehung zwischen Therapeut*in und Klient*in und die aktive Einbeziehung des/der Klienten*in in den Therapieprozess im Vordergrund.
Die Gestalttherapie wurde in den 1950er Jahren von Fritz Perls, Laura Perls und Paul Goodman entwickelt. Fritz Perls gilt als der Begründer der Gestalttherapie und brachte seine Erfahrungen aus verschiedenen Bereichen wie Psychoanalyse, Gestaltpsychologie und Zen-Buddhismus in die Entwicklung der Gestalttherapie ein. Laura Perls war ebenfalls eine erfahrene Psychotherapeutin und arbeitete eng mit Fritz Perls zusammen. Paul Goodman, ein bekannter Sozialkritiker und Schriftsteller, brachte seine Kenntnisse in Soziologie und Anthropologie ein und trug zur Entwicklung der Gestalttheorie bei.
Die Wurzeln der Gestalttherapie liegen in der Gestaltpsychologie, einer Strömung der Psychologie, die sich mit der Wahrnehmung und der menschlichen Erfahrung beschäftigt. Fritz Perls und seine Kollegen entwickelten die Gestalttherapie als eine alternative Form der Psychotherapie, die sich auf die Erfahrung des Hier und Jetzt konzentriert. Im Gegensatz zur Psychoanalyse, die sich auf die Analyse von Vergangenheits-Ereignissen und unbewussten Konflikten konzentriert, betont die Gestalttherapie die Bedeutung der Gegenwart und der Beziehungsdynamiken.
Die Gestalttherapie hat auch Einflüsse aus der humanistischen Psychologie, die sich auf die positiven Aspekte der menschlichen Erfahrung konzentriert, sowie aus der existenzialistischen Philosophie, die sich mit grundlegenden Fragen der menschlichen Existenz auseinandersetzt. Zudem gibt es Einflüsse aus dem Zen Buddhismus. Auch die Schriften von Martin Buber, sein Hauptwerk "Ich und Du" hatten einen großen Einfluss auf die Perls und damit auf die Entstehung der Gestalt Therapie. Zusammen bilden diese Elemente die Grundlagen der Gestalttherapie, die bis heute von vielen Therapeuten auf der ganzen Welt angewandt wird.
Auch wenn es natürlich Interventionstechniken gibt, die in einer Sitzung angewendet werden, zeichnet sich die Gestalt vor allem durch ihre Haltung aus.

Gestalt-Haltung…Was bedeutet das?
Hier sind die wichtigsten Punkte, die die Gestalt-Haltung ausmachen:
- Betonung auf das Hier und Jetzt
- Fokus auf Selbstwahrnehmung und Achtsamkeit
- Betonung auf Eigenverantwortung und Selbstbestimmung
- Ganzheitlichkeit
- Fokus auf Beziehungsdynamik und Interaktion
- Kreativität und Experimentierfreude
- Empathie und Wertschätzung
- Prozessorientierung und Veränderungsbereitschaft.
Eine Gestalttherapie kann in verschiedenen Situationen empfehlenswert sein. Hier sind einige Beispiele, wann eine Gestalttherapie hilfreich sein kann:
- Bei persönlichen Konflikten oder Krisen, wie zum Beispiel bei Problemen in Beziehungen, Schwierigkeiten im Beruf oder bei Entscheidungsschwierigkeiten.
- Bei psychosomatischen Beschwerden, bei denen körperliche Symptome auf psychische Ursachen zurückzuführen sind.
- Bei emotionalen Problemen wie Angstzuständen, Niedergeschlagenheit, Stress oder Burnout.
- Bei Identitätsproblemen oder Fragen zur persönlichen Entwicklung.
- Bei Schwierigkeiten im Umgang mit anderen Menschen oder bei der Entfaltung von eigenen Potenzialen.
- Wenn du an deiner Selbstwahrnehmung arbeiten oder deine Beziehungsfähigkeit verbessern möchtest.
- Wenn du deine Kreativität entfalten und dich selbst ausdrücken möchtest.
Eine Gestalttherapie kann auch hilfreich sein, wenn du an anderen Therapieformen bereits teilgenommen hast und nach einer alternativen Methode suchst. Es ist wichtig zu beachten, dass die Gestalttherapie nicht für alle Menschen und Situationen geeignet ist.
Eine Gestalttherapie kann in manchen Fällen kontraindiziert sein, das heißt, sie kann nicht empfohlen werden oder sollte vermieden werden. Hier sind einige Situationen, in denen eine Gestalttherapie kontraindiziert sein kann:
- Schwere psychische Störungen, die eine stationäre oder medikamentöse Behandlung erfordern.
- Schwere körperliche Erkrankungen, die eine medizinische Behandlung erfordern.
- Suchterkrankungen, bei denen eine stationäre oder ambulante Suchttherapie erforderlich ist.
- Akute Krisen- oder Trauma Situationen, bei denen zunächst eine Stabilisierung erforderlich ist.
- Mangelnde Fähigkeit, Verantwortung für die eigene Person zu übernehmen oder sich auf eine therapeutische Beziehung einzulassen.
- Unzureichende sprachliche Fähigkeiten oder intellektuelle Einschränkungen, die eine Therapie erschweren können.

Und…was genau passiert denn jetzt in einer Einzelsitzung?
Auch hier gibt es keine pauschale Antwort und auch kein festgelegtes Schema. Klar, der Ort und der zeitliche Rahmen geben an sich schon eine Struktur vor. Diese wird dann mit Leben und Erfahrung gefüllt. Mit Präsenz und Achtsamkeit für den Moment. So individuell, wie Menschen nun mal sind, so individuell gestalten sich auch die Sitzungen.
Wie die Sitzung gestaltet wird, entsteht aus der Begegnung zwischen dem/der Klient*in und der Therapeut*in. Geprägt wird dies natürlich durch den professionellen Hintergrund, den der/die Begleiter*in mitbringt. In meinem Fall fließen natürlich, wenn gewünscht und passend, mein Wissen über Yoga, Frauenkreise und Ritual Arbeit mit ein.
Der Fokus liegt auf dem unmittelbaren Erleben und all dem, was sich in der Sitzung zeigt, vor allem auf körperlicher Ebene, die oftmals ein Zugang zu unbewussten Vorgängen sein kann und ein Hinweis darauf, was im Verborgenen liegt und noch nicht bewusst erfahren wird. Dies ist eine Chance, dort mehr Licht hinzubringen, wo sonst Dunkel ist.
Das alles mit viel Bewusstheit und im Wissen darum, dass sich Widerstände und Grenzen zeigen werden. In der Gestalt übergehen wir Widerstände nicht, sondern erforschen sie. Widerstände sind in der Regel irgendwann in der persönlichen Geschichte entstanden als intelligente Anpassungsleistung, um bedrohliche Situationen zu überleben. Deswegen gilt es nicht, diese mit Macht zu durchbrechen, sondern zu schauen, ob sie heute noch dienlich sind oder eben nicht. Ob sie helfen, die Lebensqualität zu fördern oder ob sie heute eher Leid erzeugen. Das alles findet in einem geschützten und vertrauensvollen Rahmen statt und der/die Klient*in entscheidet selbst, wie weit er/sie in jeder Sitzung gehen mag.
Ich hoffe, du hast jetzt schon einen etwas Besseren Einblick in die Gestalt und erste Fragen sind beantwortet. Vermutlich ist aber auch noch einiges offen und neue Fragen haben sich gezeigt.
Dann gilt, was immer eine gute Idee im Leben ist. Neues wagen und ausprobieren. Vielleicht einfach mal eine Gestalt Sitzung buchen und herausfinden, ob das eine Form der Begleitung für dich sein könnte.
Du kannst hierzu gerne ein unverbindliches und kostenfreies 20 minütiges Erstgespräch per Zoom oder Telefon mit mir vereinbaren, um zu schauen, ob sich das nach einer möglichen guten Verbindung für dich anfühlt und ob ich dich auf deinem Weg eine Weile begleiten kann.

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